Was ist Alterität? So fragt diese Studie und gibt zur Antwort: Die Spur der Stimme im Unbewussten. So kurz der Satz ist, tut sich mit ihm schon ein Paradox auf. Denn das Unbewusste ‚spricht’ und ist doch unhörbar. Die von Freud als Redekur begründete Psychoanalyse konfrontiert uns mit einer Andersheit, die weder ein Defizit noch ein Ideal ist, und wer sie als Kriterium dafür zu nutzen sucht, wer im Symbolischen repräsentiert sein soll und wer nicht, wird aufgeben müssen. Alterität ist ein Verhältnis, das ephemer und essentiell zugleich ist. Es besetzt den Ort in der Sprache, an dem wir dank eines hörenden Anderen, „en passant l’autre“, antworten und eine Antwort empfangen können. Wie aber den Trennungsschmerz aushalten, an den die Stimme des Anderen rührt? Der Vorschlag lautet hier, die Alterität in die je eigene Verantwortung zu übernehmen. Die Verwerfung des Anderen ist nicht verschwunden, im Kontext weltweiter Grenzbewegungen aber unhaltbar geworden.