›Menschen arbeiten.‹ Diese Aussage wirkt unspektakulär, gar trivial. Selbstverständlich scheint auf den ersten Blick die Arbeit zum Menschen zu gehören. Daß sie jedoch keineswegs als etwas ›Urmenschliches‹ zu betrachten ist, zeigt diese Studie. Sie handelt von der im 21. Jahrhundert fast vergessenen Vorgeschichte des modernen Arbeitsverständnisses und fragt nach der Genealogie des seit dem 19. Jahrhundert so präsent in Erscheinung getretenen arbeitenden Menschen. Ihren wichtigsten Gegenstand findet sie dabei in Johann Wolfgang Goethes Wilhelm Meister-Romanen. Insbesondere in Wilhelm Meisters Wanderjahren, Goethes letztem Roman, zeichnet sich der arbeitende Mensch erstmalig am historischen Firmament ab. Die literaturwissenschaftliche Untersuchung wird begleitet von einer ausführlich aufgearbeiteten Wissensgeschichte der Politischen Ökonomie. Dabei wird analysiert, wie die Goethe überaus bekannten Ökonomen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts ein Wissen entwickeln, welches die menschliche Arbeit bis in die Gegenwart entscheidend geprägt hat. Aus der heutigen Perspektive wird dabei der Blick wieder frei auf den arbeitenden Menschen als einen höchst spannungsgeladenen Typus zwischen individueller Selbstbestimmung und ökonomischer Fremdbestimmung.