Carl Friedrich von Rumohr (1785-1843), der Autor des Geistes der Kochkunst und der Italienischen Forschungen, war ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen. Das hinterlassene Werk spiegelt die Komplexität seiner Leistungen im Bereich der Kunstwissenschaft; zugleich dokumentiert es die Vielfalt der immer neuen intellektuellen Anstöße des Agrarhistorikers und Gastrosophen, des Reiseschriftstellers und Romanciers. Im Mittelpunkt des vorliegenden Aufsatzbandes steht Rumohrs noch kaum erforschte Begegnung mit der Lombardei: Vor dem Hintergrund eines deutsch-italienischen Kulturtransfers werden sein Engagement als Kunstagent für die Berliner Gemäldegalerie und seine agrarökonomischen Studien über das traditionsreiche Bewässerungssystem der mailändischen Ebene nachgezeichnet.
Zwei Aufsätze wiederum vermitteln eine Vorstellung von Rumohrs Wirkungsradius als Förderer der Hamburger Künstlergeneration nach Runge: zum einen wird die Entstehungsgeschichte der von ihm initiierten Briefausgabe des Spätnazareners Erwin Speckter beleuchtet; zum anderen zeigen Friedrich Nerlys Briefe aus Venedig ein lebhaftes Bild der Lagunenstadt und ein Porträt seines Mentors. Ein weiterer Beitrag befasst sich mit der Frühphase von Rumohrs Beschäftigung mit mittelalterlicher Baukunst. Speziell geht er der Mitarbeit an Friedrich Schlegels Deutschem Museum im Umfeld der architekturästhetischen Konfiguration um 1800 nach.

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Carl Friedrich von Rumohr (1785-1843), the author of Geist der Kochkunst and Italienische Forschungen worked across many disciplines. His work reflects the complexity of his achievements in the sphere of art history and aesthetics; at the same time it documents the range of his new intellectual impulses as agricultural historian and gastrosoph, travel writer and novelist. The focus of this collection of essays is Rumohr’s as yet little studied encounter with Lombardy: against the background of German-Italian cultural transfer, the author traces his activity as an agent for the Gemäldegalerie in Berlin and his agricultural studies of the traditional irrigation system of the Milanese plain.
Two essays offer an introduction to Rumohr’s influence as a patron of the generation of artists who succeeded Runge in Hamburg: one sheds light on the edition of the letters of the late Nazarene Erwin Speckter which Rumohr sponsored; in the other Friedrich Nerly’s letters from Venice present a lively picture of that city and a portrait of his mentor. A further contribution looks at the early phase of Rumohr’s interest in mediaeval architecture, focussing in particular on his collaboration on Friedrich Schlegel’s Deutsches Museum in the context of architectural and aesthetic configurations around 1800.