Der Sammelband liefert einen Beitrag zum Forschungsgebiet ‚Literatur und Wissen‘ und knüpft zugleich an die jüngere narratologische Diskussion zu literarischen Figuren an. Er präsentiert eine Reihe von Fallstudien, die Figurendarstellungen in fiktionalen narrativen Texten aus verschiedenen Nationalliteraturen und Epochen (vom 14. bis zum 20. Jahrhundert) analysieren. Die allen Einzelstudien übergeordnete Frage ist die nach den Funktionen des Wissens bei der Produktion und Rezeption literarischer Figuren: Untersucht wird, wie historische Formationen anthropologischen Wissens in literarische Figurenkonzeptionen eingegangen sind, wie Autoren die narrative Figurengestaltung zur Vermittlung von Wissen über Geschichte und Gesellschaft nutzen und welche Wissensstrukturen in die Rezeption literarischer Figurendarstellungen involviert sind. Die literaturwissenschaftlichen Untersuchungen werden ergänzt durch Beiträge aus Geschichtswissenschaft, Linguistik und Philosophie, die sich mit Figuren- bzw. Personendarstellungen außerhalb der Literatur und mit den Konzepten der Person und der personalen Identität befassen.