Noch heute hält die römisch-katholische Kirche unbeirrt am Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe fest. Doch wie konnte die Kirche die Fragen des Ehelebens überhaupt in ihre Zuständigkeit überführen und weitreichende Eheverbote unter entfernten Verwandten erlassen? Welche Rolle spielte der Papst dabei, und welche Reaktionen provozierte dies im adligen Laienstand des Mittelalters, der zur Gestaltung politischer Beziehungen auf einen „offenen Heiratsmarkt“ angewiesen war? In welchen Politikfeldern ist das Papsttum durch Förderung oder Verhinderung bestimmter Ehen aktiv geworden? Konnte es auf diesem Weg erfolgreich Machtpolitik betreiben, oder war das Laien-Element in der mittelalterlichen Ständegesellschaft stärker?
Die Studie, die sich diesen Fragen widmet, bietet einen detailreichen Überblick von der Spätantike bis zum Beginn der Reformationszeit und berücksichtigt dabei auch genealogische, regionale, kanonistische und sozialwissenschaftliche Aspekte. Sie behandelt mit der westlich-katholischen Christenheit einen frühen Ausschnitt gemeinsamer europäischer Kulturgeschichte, der in Teilbereichen noch heute nachwirkt.
Eine CD-ROM mit über 4.000 Einzelnachweisen (Regesten) zu päpstlichen Entscheidungen des 13. und 14. Jahrhunderts ermöglicht dem interessierten Leser einen noch tieferen Einstieg in die Materie.