Thomas Bernhards Prosa, besonders der späten, ist von der Literaturwissenschaft bereits mehrfach eine "musikalische Qualität" attestiert worden. Dabei hat man jedoch zumeist nur auf der Basis motivischer Aspekte argumentiert und demzufolge die musikalischen Strukturen von Bernhards Texten oft nur unzureichend beschreiben können. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht dagegen mit einem gänzlich neuen Ansatz, dass Bernhards späte Prosa wesentlich mehr musikalische Formungsprinzipien aufweist, als bislang suggeriert worden ist: So wird z. B. anhand intensiver struktureller Analysen und durch Vergleiche mit den Partituren musikalischer Werke gezeigt, dass es zwischen einigen Romaneröffnungen und der Einleitung bestimmter Musikstücke bislang ungeahnte, zuweilen verblüffende strukturelle Übereinstimmungen gibt. Daneben wird aufgedeckt, dass die Texte rhythmische Muster beinhalten, die aus der Verwendung ganz bestimmter Silbenzahlen resultieren, sowie Strukturen, die Parallelen zu den Prinzipien der kontrapunktischen Mehrstimmigkeit implizieren.