Bekannt geworden ist er als der erste „Kantianer“ auf einem halleschen Lehrstuhl für Philosophie: Ludwig Heinrich v. Jakob (1759–1827). Der in Wettin als Sohn eines Posamentierers und Kleinbauern geborene Jakob wurde nach einem Studium der Theologie, Philologie und Philosophie an der halleschen Universität zunächst
Lehrer am halleschen Stadtgymnasium, dann 1787 Extraordinarius und 1791 Ordinarius für Philosophie an der halleschen Universität. Ende der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts wandte er sich stärker den kameralistischen und staatswissenschaftlichen Fächern zu. Bedeutend waren seine Maßnahmen zur Reform der halleschen Universität, die er als Prorektor nach der Jahrhundertwende in die Wege leitete. Nach der Schließung der Universität durch Napoleon I. im Jahr 1806 nahm er einen Ruf als Professor für Politische Ökonomie und Staatskunst an der Universität Charkow an und arbeitete später in der zaristischen Gesetzeskommission (Staatsfinanzen) mit. 1816 kehrte er an die hallesche Universität als Professor für Staatswissenschaften zurück.
Die hier vorgelegten und bislang ungedruckten Lebenserinnerungen bieten einen höchst interessanten Einblick in den Lebensweg des halleschen Gelehrten, der sich – ungewollt – in die Rolle eines Chronisten seiner Zeit begibt. Diese war geprägt durch die Französische Revolution und die napoleonischen Kriege, die insgesamt Wirtschaft, Politik und Kultur sämtlicher Länder Europas beeinflussten und schließlich zu einer völligen Umstrukturierung der Machtverhältnisse in Europa führten.