Mythen dienen einer Vielzahl von Filmen und Romanen als Stoffvorlage und Vergleichsmuster. Neben den klassischen Sagen des Altertums und den Epen des Mittelalters rücken dabei auch die modernen Mythen der Medien in den Blick, die sich nicht selten als zeitgenössische Varianten altbekannter Muster erweisen.
Dieser Band widmet sich in exemplarischen Aufsätzen der Mythopoetik des 20. Jahrhunderts. Das Spektrum reicht vom archetypischen Helden bis zur Avantgarde, vom Narrativ der Metamorphose oder der Odyssee bis zur Intrigenpraxis und Verschwörungstheorie. Die Drehbuchautoren orientieren sich am Kreisschema der Heldenreise, an der Raum- und Erzählstruktur des Labyrinths oder an einzelnen Figuren und Motiven. Produktiv sind Mythen im Western wie im Historienfilm, in der Science-Fiction wie in der Auseinandersetzung mit totalitären Gesellschaftsstrukturen. Die Beiträge machen deutlich, dass dies auch an der Mehrdeutigkeit des Mythenbegriffs liegt. Er schließt die Idee der Mystifikation und Legendenbildung ebenso ein wie die Auffassung, dass der Mythos ein Medium der kulturellen Erinnerung darstellt, das der Identitätsstiftung dienen oder als Instrument der Zivilisationskritik eingesetzt werden kann.