Sie haben alle ihre Geschichten, im lange erwarteten neuen
Roman von Franziska Greising. Sie sind es auch, die ihrer Protagonistin,
einem Kind, bis zum Eintritt ins Erwachsenenleben
nicht nur die Welt, sondern auch die Fluchtwege erschliessen.
Es ist eine Welt voller Widersprüche. Was es wissen sollte, will
das Kind nicht immer hören. Was es hört, soll es nicht immer
wissen. Dennoch, es wohnt in einem Haus an sonniger Lage,
zusammen mit den Schwestern Melody und Julia. Über das
Dach fliegen die Enten, die Eltern streiten nie und verreisen
oft wochenlang nach Afrika. Aus dem Mädchen wird einmal
eine gute Ehefrau mit ein bisschen Allgemeinbildung, das setzen
sich Mama und Papa zum Ziel, somit gehört ein sommerlicher
Sprachaufenthalt in Frankreich unbedingt dazu. Später
soll es unberührt vor den Altar treten. Es ist die Zeit nach den
zwei grossen Kriegen, als ein Atomschlag fast unausweichlich
scheint. Latente Panik bestimmt den Alltag der Familie, Zank
das Einvernehmen der Völker im Westen und Osten. Die Regeln
des Zusammenlebens sollen daher bleiben, wie sie immer waren,
Veränderung bedeutet Bedrohung und Verlust. Der Kampf um
mehr Rechte für die Frau beispielsweise dauert noch immer an.
Das Mädchen erlebt, wie nach und nach der Wohlstand einzieht,
den Frauen Waschmaschine, Kühlschrank und Staubsauger beschert,
den Männern das Neonlicht, amerikanische Autos und
Hi-Fi-Anlagen. Ausserhalb des Gartentors existiert eine andere
Welt. Die Welt derer, denen es nicht so gut geht. Mit ihren Geschichten
füllt das Mädchen sein schwarzes Wachsheft. Und
entdeckt, dass Schreiben hilft, genauso wie Lesen.