Tschernobyl ist 25 Jahre nach dem Reaktorunfall Synonym für Zerstörung. Dass die Region Polissja, in deren Herzen Tschernobyl liegt, eine reiche Kulturlandschaft war, in der einst Ukrainer, Juden, Polen, Weißrussen, Russen, Tschechen und Deutsche friedlich zusammenlebten, ist heute fast vollständig vergessen. Im Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Augustinermuseum Freiburg schildern ukrainische und deutsche Autorinnen und Autoren die Kulturgeschichte der Region mit den Schwerpunkten bäuerliche Kultur und jüdisch-chassidische Kultur der Schtetl. Sie beschreiben die Expeditionen, die ukrainische Wissenschaftler nach der Katastrophe in das verstrahlte Gebiet unternahmen, um Zeugnisse der verlorenen Kulturen
zu dokumentieren. Sie berichten von den Befragungen der Evakuierten, um ein lebendiges Bild der Vergangenheit zu rekonstruieren und auch von den Feldforschungen, die bereits in den Jahrzehnten vor der Katastrophe Schätze der vielfältigen Kulturlandschaft der Polissja geborgen haben. In zahlreichen Farbtafeln werden Objekte der Alltags- und der rituellen Kultur aus dem Ethnographischen Museum in Lemberg vorgestellt. Historische ethnographische Aufnahmen sowie bei den Expeditionen und in jüngster Zeit professionell aufgenommene Fotografien geben einen Eindruck von den Menschen, ihren Bräuchen und ihrem verlorenen Lebensraum.