Kafkas Lachanfälle waren legendär. Sie störten seine eigenen
Lesungen, brachten ihn bei seinem Beamtenjob in Schwierigkeiten,
und selbst beim Pessachfest mit der Familie wurde er
von Lachkrämpfen geschüttelt.
Dass Kafka auch andere erheitern wollte, daran besteht
kein Zweifel. Schon seine Freunde Max Brod und Felix
Weltsch haben darauf hingewiesen. Dennoch dominierten
bisher Lesarten, die mit Kafka die tödlichen Folgen einer
Diktatur zu begreifen oder eine lebensfeindliche Philosophie
zu illustrieren suchten. Man las die Kafka-Bände so nachtschwarz,
wie sie eingebunden waren. Dagegen ist nichts zu
sagen – jede Zeit hat ihren Kafka. Nur hat keine den ganzen.
Kafka bleibt Kafka, ein ruheloser, zwanghaft scheiternder
Mensch, ein Schriftsteller, zu dessen Kosmos Folter- und
Suizidphantasien gehören, Parabeln unendlicher Suche und
Maschinen, die durch Schrift töten. Nun aber haben Astrid
Dehe und Achim Engstler die zahlreichen komischen Textstellen
in seinem Werk gesammelt. Ihre klugen und unterhaltsamen
Essays machen es möglich, Kafka ganz neu zu entdecken.
Astrid Dehe, geboren und aufgewachsen am Rande der Eifel,
Germanistin und Theologin, lebt und arbeitet in Münster,
behauptet wie Kafka, sie sei ihre Geschichten.
Achim Engstler, geboren und aufgewachsen an der Nordseeküste,
Germanist und Philosoph, lebt und arbeitet in Friesland,
behauptet wie Kafka, sein Kopf habe den Norden lieber.