In diesem Buch werden erkenntnistheoretische und politisch-moralische Aspekte in Carl Einsteins (1885-1940) Gesamtwerk untersucht. Carl Einstein war einer der ersten avantgardistischen Autoren deutscher Sprache und wurde später zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Kritiker der neuen Kunstbewegungen des Kubismus und Surrealismus. Sein kunstkritisches und literarisches Werk ist dabei stets von der philosophischen Frage nach der unmittelbaren und von keinen Konventionen verstellten Anschauung (und Gestaltung) der Wirklichkeit durchzogen. Aus dem neuen Sehen, der unverstellten Erkenntnis, soll eine neue Kunst geschaffen werden, die im Idealfall auch einen neuen, freien Menschen hervorbringt. So wächst aus der Frage nach der unverstellten Erkenntnis die Frage nach einer neuen politischen Moral. Neben philosophischen Fragestellungen wird auch das schöpferisch-folgenreiche freundschaftliche Verhältnis zu Gottfried Benn untersucht. An den Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Werk der Freunde und Weggefährten zeigt sich die soziale Energie, die eine avantgardistisch-expressionistische Literatur in jener Zeit entwickeln konnte.