Franz J. Felten hat die weibliche 'vita religiosa' fest in der vergleichenden Erforschung religiöser Lebensformen verankert. Ein zentrales Anliegen ist ihm dabei, das Spannungsverhältnis von normativer Ordnung und sozialer oder politischer Wirklichkeit in den Blick zu nehmen. Er behandelt in seinen Arbeiten das Phänomen über die gesamte Epoche vom Früh- bis zum Spätmittelalter, von den frühen Frauenklöstern im Frankenreich des 6. Jahrhunderts über die Benediktinerinnen des Hochmittelalters bis zu den Zisterziensern und den Frauen, die sich ihnen anschließen wollten. Mit Erscheinen dieses Bandes findet sich nun eine Auswahl von zentralen Aufsätzen aus den Jahren 2000 bis 2005 an einem Ort vereint. Diese Beiträge behandeln die Vielfalt und den Wandel der religiösen Lebensformen für Frauen, die soziale Zusammensetzung von Konventen und das monastische Selbstverständnis, Reformdiskurse sowie die rechtliche Stellung und die Ordensbeziehungen von Frauenklöstern. Die Lebensweisen religiöser Männer und Frauen, die Versuche, ihre Lebensformen normativ zu erfassen, können nur in der Zusammenschau verstanden werden. Durch diese Brille erscheinen religiöse Frauen weder als Anhängsel der Männer noch als zu vernachlässigender institutioneller Sonderfall, sondern vielmehr als integraler Bestandteil der mittelalterlichen 'vita religiosa'.