Dunkle, den unmittelbaren Zugang verweigernde lyrische Redeweisen haben im 20. Jahrhundert eine nie dagewesene Konjunktur erfahren und in allen real historischen und inszenierten Krisen der Moderne eine anhaltende Attraktivität bewiesen. Vor dem Hintergrund des nicht unerheblichen Beitrags hermetischer Lyrik zu Formenrepertoire und Selbstverständnis moderner Literatur geht der vorliegende Band der Frage nach, welche Rhetorik einer Redeweise zugrunde liegt, die gerade bewusst und betont eine radikale Sinnverweigerung betreibt, welche Mitteilungen sich in dieser Verweigerung einer diskursiv fassbaren Aussage transportieren lassen und wie - jenseits einer Auflösung des Unverständlichen oder einer Affirmation seiner Aura - die besondere Art der Bedeutungskonstitution hermetischer Gedichte zu kennzeichnen ist. Es werden die charakteristischen Strukturen dieser Lyrik sowie ihre weltanschaulichen Implikationen beschrieben: sowohl theoretisch-systematisch in Grundmuster und Gemeinsamkeiten der Ausdrucksweise als auch, in literarhistorischer Perspektive, in den von historischen oder werkspezifischen Bedingungen geprägten Varianten.