Die fast 200 Jahre währende Diskussion, ob die hebräischen Konjugationen eher als ein Tempus- oder Aspektsystem zu verstehen sind, hat keineswegs zu einer klaren und allgemein akzeptierten Sicht des biblischen Verbalsystems geführt; im Gegenteil ist in der gegenwärtigen Forschung eine gewisse Frontstellung zu verzeichnen, die die jeweilige Gegenseite auf die zweifellos vorhandenen Aporien verweist.
Die vorliegende Studie greift wichtige Impulse der jüngeren linguistischen Forschung auf und versucht auf der Basis übereinzelsprachiger Beschreibungsmodelle eine konsensfähige Linie an Paradigmen zu erarbeiten, die das Phänomen „Zeit“ in den biblischen Texten angemessen analysieren lässt. Dabei wird deutlich, dass die Temporalgrammatik des Hebräischen keineswegs divergent oder gar chaotisch, sondern durchaus klar und logisch strukturiert ist. Um einer Engführung zu entgehen, werden Beispiele aus allen wichtigen Bereichen der biblischen Literatur behandelt.