Nach dem Tod seiner Frau Hanna fühlt sich der Protagonist in Rolf Dorners neuer Erzählung am Ende seiner Kräfte. Es fehlt ihm an Lebensmut und Zukunftshoffnung. Eine Depression verhindert beinahe jede Form von selbst bestimmtem Dasein. Sein Gefühlsleben ist eingekapselt von einer allumfassenden Lähmung. Das Befinden kommt jenem Zustand beängstigend nahe, den Hermann Burger einmal als „das Totsein im eigenen Körper“ bezeichnete.

Rolf Dorners Text ist kein selbstmitleidiges Parameter des Schmerzes, sondern das ehrliche Bemühen, die Emotionen einer Lebenskrise literarisch zu formulieren. Die Erzählung beschreibt den Prozess einer allmählichen Selbstbefreiung aus der hermetischen Vergangenheit mit einem geliebten Menschen.

Rolf Dorner zeigt in seinem neuen Werk - und dies nicht selten mit Selbstironie und befreiendem Humor - dass Verlust und Leid auch Kernzellen für noch nicht gekanntes Glück und neue Wege für andere Erfahrungen sein können.

Handlungsgerechter Spracheinsatz und klare Erzählstruktur weisen Rolf Dorner als literarischen Könner aus, der keine pseudointellektuelle Akrobatik benötigt, um Existenzielles zu einer beeindruckenden Leseerfahrung werden zu lassen.

Al’Leu