Während im 14. Jahrhundert vor allem der elitäre 'mystische' Diskurs die Literatur prägt, so setzen im 15. Jahrhundert Anhänger der sogenannten Frömmigkeitstheologie eine gewaltige 'Demokratisierung' des verschriftlichten religiösen Wissens in Gang, die auch als Reaktion auf eine stark ansteigende Alphabetisierung der Laien und die billigere Buchherstellung zu sehen ist. Dies trägt in erheblichem Maße zum späteren Erfolg der Reformation bei. Werner Williams führt in den hier gesammelten Aufsätzen in zentrale Aspekte dieser Entwicklung und ihre sozialgeschichtlichen Voraussetzungen ein. Er interpretiert und kontextualisiert wichtige Werke des mystischen Schrifttums und stellt die große Bedeutung der Reformbewegungen der Orden im 15. Jahrhundert für die Entstehung, Rezeption und Verbreitung von geistlicher Literatur eingehend dar. Schließlich werden diverse Ausformungen der beliebtesten narrativen Gattung des Mittelalters, der Heiligenlegende, analysiert.