'Ich habe diesen Tag ertragen wie die vielen Tage zuvor und die vielen, die noch kommen werden. Auch sie werde ich über mich ergehen lassen, werde sie erdulden, sie hinnehmen als das, was sie sind: die Summe meiner Sekunden und Minuten, meiner Stunden und Tage, meines Lebens. Komisch fühlt es sich an, dieses Leben. Fremd irgendwie. So, als wäre es gar nicht meines. Als würde es mich nur flüchtig berühren. Wie der Zipfel des Mantels eines Passanten, der mich im Vorbeigehen streift.'

Es gibt Tage, an denen geschieht scheinbar nichts Außergewöhnliches. Die Stunden verstreichen unaufhaltsam, getrieben vom alltäglichen Einerlei, und ohne dass man ihnen nachtrauert. Auch Christian Moser kennt das unabänderbare Verstreichen der Zeit, durchlebt viele solcher Tage. Doch ist seine Wahrnehmung eine ganz andere. Ermutigt vom Bewährungshelfer R. dokumentiert der Vorbestrafte seinen Tagesablauf und zieht den Leser hinein in diesen Versuch, sich wieder einzugliedern in die Gesellschaft, der er nichts Positives abgewinnen kann. Alltägliches wird zur Last, Banales problematisiert, Ekliges, Verwerfliches zum Alltäglichen. Und dann wird es Abend, und dann - 3:46 Uhr.

Masì de Sol spielt intelligent mit Sprache, formt Worte neu, stellt sprachlich ungewöhnliche Zusammenhänge her. Scheinbar normales vermag er grotesk darzustellen, Belangloses verkehrt er ins Problematische. Gnadenlos konfrontiert er den Leser mit der verdrehten Realität seines Protagonisten, der nicht immer und ausschließlich sympathisch wirkt.