Wenn ein schwarzes Schaf geboren wird, fällt es unter seinen hellen Geschwistern auf und stößt beim Schäfer meist auf Ablehnung, da sich seine Wolle schlechter färben lässt und ein einziges dunkles Lamm die Wollqualität einer ganzen Herde verschlechtert. In der Regel ist dem schwarzgelockten Neugeborenen daher kein langes Leben beschieden, es wird aus der Zucht genommen, weniger umsorgt oder früh geschlachtet. Andererseits gibt es Schäfer, die ein schwarzes Lamm bewusst in der Herde belassen, damit sich die weißen Artgenossen an das dunkle Schaf gewöhnen und beim Anblick ebenfalls dunkler, aber gefährlicher Tiere wie etwa Wildschweinen nicht mehr so leicht in Panik geraten. Auch unter uns Menschen gibt es zahlreiche schwarze Schafe, und sie sind ebenfalls in der Mehrzahl unbeliebt. Gesellschaftliche Außenseiter gehören dazu, Psychopathen, Kriminelle, Süchtige, verlorene Söhne und Töchter, Störer in Schulklassen und Kindergärten. Aber schwarze Schafe haben noch eine ganz andere Seite. Wie das hässliche Entenjunge, aus dem schließlich ein schöner Schwan wird, mausern sich einige zu erfolgreichen Individuen oder gar Berühmtheiten mit besonderen Talenten und Ideen. Nicht selten sind wichtige Vordenker unter ihnen, die gegen den Strom schwimmen, denn nur helle Wolle lässt sich nach Belieben färben, schwarze nicht. In Geschichten, Gedichten und Essays wird dieses facettenreiche Thema mit seinen schillernden Aspekten den Leserinnen und Lesern näher gebracht.