Die Erfindung des Präsensromans ist ein literaturhistorisches Ereignis, vergleichbar mit der Entdeckung der Perspektive in der Malerei. Während der inzwischen mehr als hundertjährigen Geschichte des Erzähltempus Präsens – von ersten, durch Innere Monologe und avantgardistische Faktographien geprägten Präsensromanen über den nouveau roman bis zu den Geschichtsromanen Thomas Pynchons, Claude Simons, Marcel Beyers – verändern sich die Bedingungen fiktionalen Erzählens und dessen, wie wir sprachlich und philosophisch Zeit verstehen.