In diesem Entwicklungsroman wird der Werdegang des Hans Unwirrsch vom Kind armer Leute zum Dorfpfarrer geschildert; der Handlungsraum reicht vom Geburtstag des Protagonisten im Jahr 1819 bis zum ersten Lebensjahr des Sohnes um 1853.

Lange Zeit habe ich gezögert, Wilhelm Raabes „Hungerpastor“ einzulesen, weil ich mich als deutscher Bürger nach Judenverfolgung und Judenvernichtung nicht mit den antisemitischen Tendenzen identifizieren kann, die ich in dem Roman festzustellen meinte. Nun habe ich das vorliegende Hörbuch doch produziert.
Ich habe mich davon überzeugen lassen, dass nach neueren Forschungen Wilhelm Raabe keineswegs Antisemit war, dass ihm jedoch daran gelegen war, einen tatsächlichen jüdischen Zeitgenossen möglichst präzise zu porträtieren. Dass es Typen wie Moses Freudenstein alias Dr. Theophile Stein immer gab und immer geben wird, dürfte unbestreitbar sein. Dass deren Eigenschaften und Verhalten aber charakteristisch für Juden sind, hat Raabe wahrscheinlich nicht zum Ausdruck bringen wollen. Wenn wir Heutigen sofort auf diesen Gedanken kommen, sagt das wohl weniger über Raabes als über unseren eigenen latenten Antisemitismus aus.