Eine Lehrerin wird von ihrem Schüler gekidnappt. Die Bedingung für ihre Freilassung scheint absurd: Sie soll aufschreiben, was sie von diesem Schüler hält, der sich von ihr missverstanden und unbeachtet fühlt. Während er auf Erklärungen und Verständnis hofft, schreibt sie heimlich ihre ganz eigene Geschichte. Der Roman ist geschickt konstruiert: Zweckmäßig eingesetzte Sprechsprache wechselt mit breiter Epik samt ironischen Zwischentönen sowie lyrischen Bausteinen, die ihre Wurzel zum Teil im Mittelhochdeutschenhaben. Dabei wird der Leser schnell ein Suchender; die Verwirrung, die aus der Bahn werfende Ereignisse mit sich bringen, erlebt er somit nicht nur in thematischer, sondern auch in sprachlicher Hinsicht. Reder zeigt die menschlichen Abgründe langsam, entschleunigt die Zeit und wirft den Leser zurück auf grundsätzliche Fragen: Wie sollen wir handeln? Wo lauern die Gefahren in uns selbst und in der bewussten, viel wichtiger aber in der unbewussten Interaktion zwischen uns und den anderen? Was ist der Mensch?