„Kant und die moderne Medientheorie“ scheint ein oppositionelles Verhältnis zur Diskussion zu stellen. Schon Herder und Humboldt, aber vor allem Vertreter der modernen Sprach- und Medienphilosophie betrachten Kant geradezu als ihren philosophischen Opponenten (Stichwort: „Mentalist“). Im Gegensatz dazu zeigt die vorliegende Arbeit auf, wo genau in Kants Systematik der Stellenort des Zeichenproblems zu verorten ist, auch wenn Kant diese Thematik selbst nicht weiter verfolgt hat (siehe die Einführung zum sog. Deduktionskapitel der reinen Verstandesbegriffe in der A-Ausgabe der KrV und einige Stellen in der KdU). Hier wird deutlich, daß es die Erinnerungsfunktion der Einbildungskraft ist, die das Vermögen des Denkens bei der Prozessfunktion der Einbildungskraft zur Zeichentätigkeit zwingt, damit wir das Vergangene „nicht aus den Augen verlieren“. Schon Kant (KdU) sieht deutlich, daß die Art der Zeichen vielfältig sein kann (Sprache, Gestik, Mimik etc. – er unterscheidet “Characterismen” im Gegensatz zum Symbolbegriff), auch wenn die visuelle Metaphorik bei ihm immer im Vordergrund steht (“Anschauungs”- Begriff).

Der Einbezug moderner medientheoretischer Fragestellungen verdeutlicht die Implikationen, die im geläufi gen und modischen Begriff der „Audio- Visualität“ enthalten sind, zurecht enthalten sind. Es geht hier um die notwendige und logische Systematik der Funktion der Zeichenverwendung innerhalb der Kantischen Systematik.