Imagologie, ein Forschungszweig der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der nationale Eigen- und Fremdbilder untersucht und dessen Grundlagen in der französischen Komparatistik der Nachkriegszeit festgelegt sind, hat sich am Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre auch als ein vielversprechender interdisziplinärer Bereich der Europastudien etabliert, vor allem durch die akademische und wissenschaftliche Tätigkeit von Hugo Dyserinck und seine Aachener Komparatistik. Das Studium an der RWTH Aachen existiert seit langem nicht mehr, aber der Einfluss der Aachener komparatistischen/imagologischen Schule hat sich in und außer Europa weiterverbreitet. Knapp zwanzig Jahre nach dem letzten Buch in „Aachener Beiträge zur Komparatistik“ werden im Sammelband Imagology Today, dessen Beiträge an der gleichnamigen Konferenz (Zagreb, 2-4. September 2009) präsentiert wurden, die Geschichte der Imagologie, ihre zeitgenössische Tendenzen und Forschungsdesiderata hinterfragt, sowohl in den theoretischen Aufsätzen als auch in den Fallstudien. Neben den führenden Imagologe (H. Dyserinck, D.-H. Pageaux, J. Leerssen, M. Beller, P. Proietti, J. M. López, M. Świderska, C. Ribeiro de Sousa) sind im Buch auch die neuen imagologischen Kräfte vertreten, in deren Beiträgen eine Verschiebung des Forschungsfokus von deutsch-französischen und Benelux-Raum nach Mittel- und Südosteuropa erkennbar ist.