Vergangenheit begegnet uns meist in Form einer Erzählung. Aus Fakten und Daten allein entsteht noch keine Erinnerung, und auch das Verständnis von Geschichte bleibt begrenzt. Jede Deutung der Überlieferung strebt nach einer narrativen Struktur, einer Moral und einem Urteil. Doch worin unterscheiden sich Romane hierbei von den Fachbüchern der Geschichtswissenschaft?
Dirk van Laak spürt den gemeinsamen Ursprüngen von fiktiver Literatur und Geschichtsschreibung nach und stellt fest: Von der Antike bis in die Gegenwart gab es immer wieder Bestrebungen, die gemeinsamen Ursprünge im Mythos hinter sich zu lassen und getrennte Wege zu gehen. Dennoch blieben beide Arten und Weisen, sich zu Vergangenem in Beziehung zu setzen, miteinander verflochten. Denn ‚Fakten’ und ‚Fiktionen’ teilten nicht nur Erkenntnisinteressen, sondern auch Formen der Darstellung. Gerade in der Gegenwart ist es immer schwerer geworden, eine Trennungslinie zwischen beidem zu definieren. Im Rückblick erweist sich die wandelnde Beziehung zwischen Literatur und Geschichte selbst als ein facettenreiches und historisch aussagekräftiges „Narrativ“.