Die vorliegende Arbeit über den zu Lebzeiten berühmten Publizisten und Gelehrten August Friedrich Wilhelm Crome verbindet mit Biographie und wissenschaftsgeschichtlicher Skizzierung seiner Vorstellungen eine Fallstudie. Ihr mentalitätsgeschichtlicher Schwerpunkt umreißt den im Umbruch befindlichen Status des Professorenstandes und Aspekte seiner Sozialisation. Als Statistiker und Kameralist vertritt Crome Fächer, in denen sich zu dieser Zeit Umbrüche und Neuansätze vollzogen, die von seinem Fachverständnis abwichen. Er fühlte sich noch in einer Tradition stehend, die durch Wort und Tat aktiv in politisches Handeln einwirken wollte. Im Bewusstsein seiner geschickten „Feder“ war er durchdrungen von dem Gefühl, nicht für den Katheder, sondern für die Welt des Staates berufen zu sein. In seiner Autobiographie gelingt ihm sehr überzeugend der Entwurf eines solchen Lebensbildes. Danach wird sein erfolgreiches Agieren in der Zeit der napoleonischen Kriege gekrönt durch die Aushandlung einer Neutralitätskonvention mit Frankreich im Auftrag seines Landes. Die Quellen korrigieren diese Berichte im Wesentlichen. In seiner Lebensgeschichte konstruiert Crome eine Wirklichkeit, von der er persönlich überzeugt war, die sich aber nicht mit der Realität seines Lebens deckte. Es gelang ihm so, vorbildliches Leben zu präsentieren und Nachruhm über lange Zeit zu sichern.