Dem elektronischen Portfolio wird für die Unterstützung von Lern- und Bildungsprozessen ein hohes Potenzial zugeschrieben: In der Verbindung von reformpädagogischen Ansätzen mit den Möglichkeiten vernetzter Medien scheint es der ideale Begleiter des lebenslangen Lernens und ein Instrument für die Entwicklung von (Hoch-)Schule zu sein. Aufgrund seiner noch jungen Geschichte gibt es allerdings – vor allem im deutschsprachigen Raum – kaum empirische Erkenntnisse.

Ausgangspunkt der vorliegenden Dissertation war deshalb ein dreijähriges Aktionsforschungsprojekt, bei dem ein E-Portfolio-Konzept auf Studiengangsebene entwickelt, eingeführt und evaluiert wurde. Bei der abschließenden Studie auf Basis von qualitativen Alumni-Interviews wurde bewusst die Perspektive der Lernenden eingenommen: Welchen Nutzen ziehen die Studierenden aus dem E-Portfolio? Welche Probleme treten bei der Verwendung auf und mit welchen Handlungsstrategien können diese überwunden werden? Welche Bedeutung hat das E-Portfolio für die Lernenden über das Studium hinaus?

Aus der Beantwortung dieser Fragen liefert die Dissertation neben Handlungsempfehlungen für Bildungseinrichtungen Beiträge zur Theorie von E-Portfolios in Form von drei Modellen. Zentrales Ergebnis ist ein 4-Phasen-Modell, das die E-Portfolio-Verwendung der Studierenden in den Phasen „sich orientieren“, „sich positionieren“, „sich identifizieren“ und „sich präsentieren“ beschreibt. Vor allem in der kritischen zweiten Phase offenbaren sich dabei die Spannungsfelder des E-Portfolios zwischen Selbstreflexion und Fremdbeurteilung, worin sich Ambivalenzen unseres Bildungssystems widerspiegeln.