Thomas Bernhard war ein glücklicher Mensch, das zeigen Briefe und Karten an Angehörige im gleichen Maße wie sein alltägliches Verhalten. In der Prosa wie in den Stücken, so das unbestätigte Vorurteil, dominieren Finsternis, Verzweiflung, schließlich Selbstmord und Mord. Es kann jedoch eine andere Lesart geltend gemacht werden: Sein Gesamtwerk ist von Glücksmomenten durchzogen. Sie grundieren die Darlegungen beiläufig, ohne Demonstration, bis in die kleinsten Details. »Keines dieser weltberühmten Meisterwerke, gleich von wem, ist tatsächlich ein Ganzes und vollkommen. Das macht mich im Grunde glücklich«, heißt es in Alte Meister.
Die Anthologie ermöglicht eine vollkommen neue Sicht: Sie bricht den Gegensatz Glück – Unglück in Bernhards Werk auf, zeigt, wie sich das eine aus dem anderen entwickelt, und zwar in beide Richtungen.