Metsamor, die Arbeiterstadt mit dem einzigen armenischen Kernkraftwerk nahe der türkischen Grenze, ist Symbol des sow jetisch-armenischen Traums vom technologischen Fortschritt der Nation. Infolge des verheerenden Erdbebens von 1988, des gewachsenen Umweltbewusstseins und des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurde das Kraftwerk stillgelegt, was zu einem Baustopp der benachbarten Stadt führte. Das unvollendet gebliebene Metsamor wurde seiner ursprünglichen Funktion entkoppelt und sich selbst überlassen. Auch die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks 1995 konnte den Zerfall der Stadt nicht aufhalten. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben in einer teilweise verlassenen, halb gebauten Utopie. Die Stadt selbst und ihre Architektur sind ein einzigartiges Beispiel der armenischen Moderne, die in den 1960er- und 1970er-Jahren der Sowjetmoderne eine besonders eigenwillige Form annahm.
«Utopia & Collapse» vereint Fotoserien der Künstlerin Katharina Roters mit essayistisch-wissenschaftlichen Texten, die einen interdisziplinären architekturhistorischen Einblick in Geschichte und Gegenwart der Stadt mit ihrem ideologischen Hintergrund geben.