Der Umgang mit Literatur und anderen Medien zum Holocaust muss gerade für den Deutschunterricht der Sekundarstufe II heute neu ausgemessen werden. Die Erinnerungskonjunktur unserer Tage ebenso wie die Medienflut über Nationalsozialismus und Shoah verlangen auch nach Konsequenzen für gelingenden Unterricht. Jugendliche fühlen sich oft von den vielfältigen Angeboten überfordert und von mitgelieferten moralischen Anforderungen bedrängt. Das anhaltende Interesse an der Vergangenheit verlangt deshalb danach, auch die schulischen Formen der Beschäftigung und ihren Anteil am kollektiven Gedächtnis genau zu überprüfen. Denn ästhetische Bildung und literarisches Lesen gehören notwendig zur Erinnerungskultur hinzu. Die vorliegenden Beiträge von LehrerInnen und DidaktikerInnen entwerfen Modelle für den Deutschunterricht der Sek. II unter einer Hauptfragestellung: Wie könnte eine Beschäftigung mit Literatur angelegt sein, die weder Abwehrreaktionen junger Leser gegen zu viel Erinnerung mobilisiert noch die besondere Qualität von Literatur übersieht?