Der Kulturkampf, ein Machtspiel zwischen Staat und katholischer Kirche, betraf und bewegte die Empfindungen der Katholiken in Deutschland, vor allem im Königreich Preußen, in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wie kein anderes Ereignis. Die Kleinstadt Werne war besonders betroffen von der Auseinandersetzung zwischen Berlin und Rom, zwischen Bismarck und Pius IX.. Priestern wurde unter harten Strafen verboten, ihre pastoralen Aufgaben zu erfüllen. Das Kapuzinerkloster wurde wie alle Klöster aufgelöst. Der Historiker Karl-Heinz Schwarze ordnet die Ereignisse vor Ort in den europaweiten Zusammenhang ein. Die katholischen Gläubigen, die geschlossen ihrer Kirche die Treue hielten, widerstanden dem staatlichen Druck mit zahlreichen Maßnahmen. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte den Konflikt ausgelöst. Dieser fand weltweit so großes Interesse, dass der Begriff in anderen Sprachen zum Fremdwort wurde. Eine weitreichende negative Folge des Kampfes war, dass Bismarck im Bündnis mit den liberalen Parteien eine weitere parlamentarische Demokratisierung des Deutschen Reiches verhindern konnte. Für die katholische Kirche bewirkte der politische Druck des Staates und der liberalen Gegner, dass die dogmatische Fixierung und die Zentralisierung der katholischen Kirche durch Pius IX. sich langfristig verfestigte. Erst Papst Johannes XXIII. beauftragte das Zweite Vatikanische Konzil 1962, die Kirche durch Reformen in die neue Zeit zu führen.