Der deutsch-jüdische Dichter Paul Adler aus Prag, der in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden lebte, hatte sich schon seit 1913 mit Miguel de Unamunos Werk "Del sentimiento trágico de la vida" befasst. Da er auch die Übersetzungsrechte erworben hatte, wurde er 1925 mit der Übertragung ins Deutsche betraut. Diese erschien mit dem Titel "Das tragische Lebensgefühl" unter dem Pseudonym Robert Friese bei Meyer & Jessen in München. Inzwischen hatte sich jedoch seine Haltung diesem Werk gegenüber stark gewandelt, was in dem Satz gipfelt:

"Also meine Hoffnung besteht, dass Ihr Buch niemand in Deutschland lesen wird ..."

Die vorliegende Untersuchung zeichnet die wechselvolle Geschichte der geistigen Beziehung Paul Adlers zu Unamuno nach, wie sie aus seinen Briefen aus den Jahren 1913-15 bzw. 1925 hervorgeht. Dabei werden auch einige Missverständnisse in der Forschung ausgeräumt, die sich aus einer teilweisen Fehldatierung dieser Briefe ergeben haben.

Im Zentrum dieses Bandes steht neben ihrer Neudatierung die kommentierte Edition der Briefe Adlers an Unamuno aus dem Archiv der Casa Museo Unamuno in Salamanca. Diese werden im Anhang u.a. durch ebenfalls von Paul Adler übersetzte und für die Thematik aufschlussreiche Texte Unamunos ergänzt.

Das Buch versteht sich als Beitrag zur Geschichte der Rezeption Unamunos in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik; aber es wirft auch ein neues Licht auf Paul Adler als Übersetzer, eine Facette seines Schaffens, die bislang wenig Beachtung gefunden hat.