Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften. Es stellt ein aktuelles Forschungsgebiet zur Untersuchung der kognitiven Prozesse während des Diagnostizierens in den Mittelpunkt. Der weitgehend vernachlässigte Einfluss von Stress auf den Diagnoseprozess wird hierbei fokussiert. Neben Theorien und Empirie zur Diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften wird die Bedeutung der Untersuchung der kognitiven Informationsverarbeitungsprozesse während des Diagnostizierens dargelegt. Der Einfluss von Stress auf die kognitiven Prozesse wird theoretisch hergeleitet und empirisch begründet. Durch eine experimentelle Studie wird der Einfluss von Stress auf Wahrnehmungs- und Interpretationsprozesse im Bereich der Einschätzung mathematischer Textaufgabenschwierigkeiten untersucht. Anhand der Erhebung und der Analyse von verschiedenen Prozessdaten (u. a. Blickbewegungen und physiologische Daten) wird gezeigt, dass Stress Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse von Aufgaben beeinträchtigt und die Aufmerksamkeit unter dem Einfluss von Stress auf potenziell relevante Bereiche einer Aufgabe begrenzt wird.