Ich, Anna Nussbächer (verheiratete Bartmann) bin Überlebende des Holocaust.
Erst in meinem hohen Alter habe ich die Kraft und den Mut gefunden, meine Erinnerungen aufzuzeichnen, denn „Jedes Leben verdient es, dass von ihm etwas überliefert wird“ – wie Tacitus meint. Ich hatte oft das Gefühl, ich sei nur eine Nebengestalt in meinem eigenen Leben. Es bleibt kein Kind, kein Enkelkind nach mir, weil ich seinerzeit geschworen hatte, kein jüdisches Kind in die Welt zu setzen. Denn ich wollte es den Dingen nicht aussetzen, die mit mir, mit uns geschehen waren. Mag sein, dass dieses Buch eben aus dieser Erkenntnis heraus geschrieben wurde. Vielleicht auch, weil ich nicht bloß ein Name auf einem Grabstein sein will.
Dieses Buch hinterlasse ich der Nachwelt, darin lebe ich weiter, darin erzähle ich von Menschen, von denen kein anderer erzählt hat, darin erzähle ich Dinge, die in den Geschichtsbücher nicht vorkommen, die nur in meinen Erinnerungen aufbewahrt bleiben.