Die Definition der Prager deutschen Literatur als humanistischer Gegenpol zur nationalistischen Provinzliteratur bestimmte lange Zeit die Forschung zur Literatur aus Böhmen und Mähren. Jörg Krappmann legt einen neuen Ansatz vor, der diese Dichotomie durch einen interkulturellen Blick auf die Region als Konstrukt entlarvt. Er zeigt: Der binnendeutsche Kulturtransfer erweist sich als intensiver als bisher angenommen. Dadurch entstehen neue Perspektiven für die Rezeption der ästhetischen Moderne und des Naturalismus als Epochen des Übergangs. Zugleich wird ein Plädoyer für eine Erweiterung des Kanons und eine Revision der Literaturgeschichte gehalten.