Die Zeichen der Kunst sind uneindeutig. Das macht unsere ästhetischen Lektüren unentscheidbar und unabschließbar. Was aber, wenn uns eine eindeutige Deutungsalternative in ihren Bann schlägt? Wenn uns ein und dasselbe Bild entweder einen Hasen oder eine Ente, entweder eine Ente oder einen Hasen zeigt? Eine Kippfigur ist mehr als eine ästhetische Doppeldeutigkeit, sie ist ein Umschlagsphänomen. Entscheidend ist die Bewegung des Kippens selbst und die Bahnung der Wahrnehmung: Wer in einer Kippfigur endlich die zweite Figur sieht, kann diese nur mit einiger Anstrengung wieder vergessen und sich die erste vors Auge zurückrufen.

Das Heft fragt nach der Ästhetik und Semiotik dieses wahrnehmungspsychologischen Phänomens in Malerei, Fotografie, Film und Literatur. Es verbindet Perspektiven aus Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Philosophie und Psychologie.