Mit "Morant und Galie" widmet sich das vorliegende Buch einer Erzählung der deutschen Chanson de geste-Tradition, die besonders in den letzten Jahren über das "Rolandslied" und den "Willehalm" hinaus verstärkt ins Blickfeld des altgermanistischen Forschungsinteresses gerückt ist.
Wurde die ripuarische Karlsdichtung Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur sprachhistorischen Fragen unterzogen, sondern auch als Quelle für die Praxis fränkischer Gerichtsbarkeit und mittelalterlicher Gebetskultur ausgelotet oder vor dem Hintergrund 'vorhöfischer Geistlichendichtung' betrachtet, liegt nun eine literaturwissenschaftliche Einzelinterpretation vor, die die literarische Qualität und das Sinnpotential von "Morant und Galie" im Rahmen aktueller Forschungsfragen exemplarisch aufzeigt.
Nach einer umfassenden Textanalyse werden einzelne gattungs- und überlieferungsgeschichtliche sowie kulturhistorische Kontexte ausgeleuchtet, vor denen sich die Erzählung vom Herrscherhof in der Bewährungsprobe besonders profiliert und so neu in die Diskussion einbringen lässt.