Frauen gehören zu den unbekannten Akteuren der Altertumskunde. Einst als Autorinnen berühmt, sind Friederike Brun und Elisa von der Recke heute weitgehend vergessen. Adelheid Müller zeigt anhand der Wissensbiografien, wie sie sich in der damaligen Männerdomäne etablierten und in wissenschaftlichen Diskussionen selbstbewusst einbrachten.

Die Autorin untersucht die leidenschaftliche Auseinandersetzung beider Frauen mit schriftlichen und materiellen altertumskundlichen Inhalten. Beginnend mit den Bildungsmöglichkeiten in der Kindheit über die Hinwendung zum Selbststudium bis zur Integration in europaweite gelehrte Netzwerke wertet die Untersuchung zahlreiche unveröffentlichte Zeugnisse aus. Neben Fragen der historischen Bildungsforschung werden Geschlechter- und Reiseforschung sowie Kommunikations- und Sammlungsgeschichte berührt. Bruns und Reckes Schriften wurden zwischen 1800 und 1833 veröffentlicht und dokumentieren ihre altertumswissenschaftliche Kompetenz. Sie beinhalten Beschreibungen der historischen Topografie Roms, vergleichende Untersuchungen klassischer Kunstwerke römischer Sammlungen sowie die architektonische Überlieferung antiker Bauwerke. Neben bemerkenswerten Kenntnissen damaliger wissenschaftlicher Debatten beweisen die Frauen darin auch eigenes fachlich begründetes Urteilsvermögen und argumentieren mit ihren männlichen Kollegen auf Augenhöhe.