Joachim Ehlers deckt in seinem hoch gelobten Lehrbuch die Rede vom deutschen Reich des Mittelalters als Mythos auf. Vielmehr entstand durch die jeweils besondere Geschichte der Franken, Bayern, Sachsen, Alemannen ein eigenes Staats- und Kulturbewusstsein. Einigendes Band dieser politischen und zivilisatorischen Vielfalt war bis 1806 das Römische Reich, während ein "über alles" gedachtes Deutschland als späte Konzeption der Moderne angehört. Das Buch führt an die mittelalterlichen Voraussetzungen dieser Entwicklung und zeigt ihre politischen und bewusstseinsgeschichtlichen Etappen von der ausgehenden Karolingerzeit bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts. In einem umfassenden Nachtrag trägt der Autor der Forschungsverlagerung Rechnung, die mit den Stichworten "Reichsbildung", "Ethnogenese" und "Nationsbildung im Mittelalter" umschrieben werden kann. Für Forschende und Studierende ist damit das Standardwerk zu den Anfängen der deutschen Geschichte wieder auf den aktuellen Stand gebracht.