Das Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus gehört zur politischen Kultur vieler europäischer Gesellschaften. In der Regel vollzieht sich die Praxis des Erinnerns vor allem in Museen und Gedenkstätten, das gilt in besonderer Weise für Polen und für Deutschland, in denen sich eine Vielzahl solcher Institutionen befinden. Seit den 1980er Jahren hat es in Deutschland und insbesondere auch in Nordrhein-Westfalen eine Vielzahl von Gedenkstättengründungen gegeben, die sich in der Regel auf lokale, regionale Themenstellungen oder bestimmte Opfergruppen spezialisiert und ein besonderes pädagogisches Aufgabenverständnis entwickelt haben. Nach 1989 hat sich die Geschichts- und Erinnerungskultur in Polen neu orientiert, Gedenkstätten, die die Verbrechen des Nationalsozialismus ins Gedächtnis rufen, wurden umgestaltet und die pädagogische Arbeit aufgewertet. Es gibt viele Gründe auf fachlicher, historischer wie pädagogischer Ebene eine intensivere Zusammenarbeit zu suchen und den Austausch zu fördern. Anspruchsvollere Lernarrangements sollten künftig gemeinsam diskutiert und weiter entwickelt werden. In diesem Sammelband werden Beispiele aus der Gedenkstättenpraxis in Polen und in Deutschland vorgestellt und analysiert, es werden aber auch Fragen eines europäischen Erinnerungshorizontes diskutiert, ohne dabei die nationalen Besonderheiten zu negieren.