Boten standen in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Zentrum unterschiedlicher Forschungsarbeiten. Dabei faszinierte unter anderem, dass in der Botenkommunikation generell eine Eigenheit vormoderner Medien zutage tritt, nämlich eine ausgeprägte Teilhabe an Abwesendem. Literarische Texte wie der Parzival Wolframs von Eschenbach (um 1200) integrieren diese Eigenschaft der Botenkommunikation in imaginäre Welten und spielen sie auf der Ebene des Dargestellten wie der Darstellung durch: Der Parzival weist in seiner Erzählwelt nicht nur überdurchschnittlich viele, variantenreiche und komplexe Botenszenen auf, es zeigt sich an diesem Text auch eine ausgeprägte Reflexion des Erzählens selbst. Die Studie verfolgt mit einer Analyse der Botenkommunikation das Ziel, einerseits Einsichten in mediale Erscheinungen der Vormoderne zu gewinnen, andererseits wesentliche Erkenntnisse über die Bedeutungskonstitution und Poetik des Parzival zu liefern.