Jean Paul erzählt in 'Leben Fibels' (1811) zwei Geschichten über Autorschaft. Die eine handelt von Gotthelf Fibel, dem Autor eines bekannten Lesebuchs, die andere von dessen Biographen. Fibel bezieht sein Selbstverständnis als Schriftsteller aus der Faktizität des Gedrucktseins. Sein Biograph folgt einer in Fetzen gerissenen Vorlage und verspricht, aus 'biographischen Papierschnitzeln' ein Werk 'zusammenzuleimen'. Gemeinsam ist beiden Protagonisten, dass ihre Autorschaft auf bedrucktem Papier basiert.
Dagegen entsteht um 1800 ein bis heute wirkmächtiges Konzept der Autorschaft, das sich im Geistigen erschöpft. Um den Autor am Buchmarkt beteiligen zu können, machen ihn die Vordenker des Urheberrechts zum 'Eigenthümer eines Geistesproduktes', des 'ideellen Buches'. Somit konstituiert sich Autorschaft geradezu in Abgrenzung von der Materialität des Buches.
Anhand von Jean Pauls 'Leben Fibels' fragt Tobias Fuchs nach dem Einfluss der Materialität des Buches, des bedruckten Papiers, auf die Vorstellung moderner Autorschaft. Im ersten Teil der Studie wird die Theorie des geistigen Eigentums im Kontext der Buchkultur um 1800 dargestellt, einer Epoche, die als 'Zeitalter der Makulatur' in die Kulturgeschichte eingegangen ist. Der zweite Teil widmet sich mit Rücksicht auf Poetik und Pädagogik eingehend den Autorschaften in 'Leben Fibels'.