In welchem Spannungsverhältnis lebten Adelige und Bauern, die beiden Hauptgruppen der mittelalterlichen Gesellschaft, in der Epoche des Hoch- und Spätmittelalters? Die Beiträge dieses Sammelbandes, die auf eine internationale Tagung im September 2009 in Gießen zurückgehen, befassen sich aus unterschiedlicher Perspektive mit diesem Thema, das in der deutschen Geschichtsforschung stark vernachlässigt wurde. Sie vermitteln neue Einsichten in die Lebensverhältnisse von Adel und Bauern, indem sie das Thema von verschiedenen Ansätzen und Disziplinen aus behandeln, wobei vor allem die Archäologie, die Siedlungsforschung, die Wirtschaftsgeschichte und die neuen Richtungen der Kulturgeschichtsforschung berücksichtigt werden. Der Band ist hinsichtlich des Belegmaterials bewusst auf Mittel- und Nordeuropa ausgerichtet und übernimmt die neuen sozial- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen, die seit einiger Zeit in der Mittelalterforschung hervortreten.
Die Aufsätze sind fünf Themenkomplexen zugeordnet: der allgemeine Entwicklungsprozess der ländlichen Gesellschaft während des Mittelalters; die grundlegenden Veränderungen im Bereich von Agrarwirtschaft, Siedlungsstruktur und materieller Kultur; Probleme sozialer Organisationsformen und bäuerlicher Gemeinden; Kommunikation, Schriftkultur und Religiosität der adeligen und bäuerlichen Bevölkerungsschichten; das Spannungsverhältnis von Herren und Bauern und die Formen von Gewaltausübung und Konflikten im ländlichen Raum.