Naturwissenschaft und Technik sind kein Selbstzweck, sie sollen Nutzen stiften. Doch wohin führt es, wenn die Technik uns, ganz buchstäblich, auf den Leib rückt? Ist Technik vielleicht die Zukunft der menschlichen Natur? Mit dieser Fragestellung trat das Forschungszentrum Karlsruhe (das jetzige Karlsruher Institut für Technologie) – eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungsstätten Europas – im Frühjahr 2006 an die Öffentlichkeit. Ein Essay-Wettbewerb in der Tradition der akademischen Preisfrage der Aufklärung wandte sich an die jüngere Wissenschaftlergeneration, die sich anschickt, in Forschung, Lehre und Wirtschaft Verantwortung zu übernehmen. Gefragt wurde nach den Szenarien eines Fortschritts, der Körper und Geist als legitime Wirkungszone reklamiert. Ob Antidepressivum oder plastische Chirurgie, ob Gentherapie oder Nanoroboter – verbessert, ja optimiert werden soll der Mensch, bis hin zur Unsterblichkeit. Was aber meint die provozierende Rede vom Optimieren überhaupt? Werden die am technologischen Horizont aufscheinenden Möglichkeiten des Gattungsumbaus – etwa im Zusammenwirken von Gehirnforschung, Nano-, Bio- und Informationstechnologie – der gesellschaftlichen und der biologischen Evolution bald den Rang ablaufen? Oder ist es an der Zeit, den Vervollkommnungsplanspielen einen menschlichen 'Artenschutz' entgegenzustellen? Dass die 'Optimierbarkeit' des Menschen Forscherinnen und Forschern von der Pädagogik bis zur Molekularbiologie auf den Nägeln brennt, belegten 153 gehaltvolle Essays aus 9 Ländern. Der nun vorliegende Wettbewerbsband versammelt 36 der spannendsten, begleitet von einer Einführung der Herausgeber.

Die Herausgeber: Prof. Dr. Armin Grunwald lehrt Technikphilosophie und Technikethik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und leitet das dortige Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse. Er ist außerdem Sprecher des KIT-Forschungsschwerpunkts 'Mensch und Technik'. Justus von Hartlieb arbeitet in der Unternehmenskommunikation des KIT.