Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung von Hofmannsthals 'Gespräch über Gedichte' (1904) steht die Herleitung einer polaren Spannung zwischen dem Hauch als Index eines Körpers und seiner blutmystischen Entgrenzung. Es erweist sich, dass diese auf dem Opferritus gründende Polarität für Hofmannsthal zur Bedingung idealer Kunsterfahrung wird. Erst in sakrifizieller Resonanz zum im Werk konzeptuell verborgenen orgiastischen Opfergeschehen kann demnach eine ästhetische Wahrnehmung pneumatischer Dimensionen gelingen und ein Prozess initiiert werden, der im Erschließen einer Sprache der Entladungen und über ein tautegorisches Erfassen der Welt einem Bewegungsvokabular jenseits des Figurativen auf die Spur zu kommen sucht. Unter dem Aspekt des Atmosphärischen spannt Hofmannsthals Wissenspoetik ein fachübergreifendes Netz diskursiver Konstellationen, in das sprachmystische Ansätze Hamanns und Brunos genauso integriert werden wie zeitgenössische Erkenntnisse aus dem Gebiet der Thermodynamik (z.B. die Helmholtz-Energie), aber auch okkultistische Strömungen der Zeit wie Maacks Vorstellung eines Perisomas. Zentrale Begriffe Schulers, wie der des Telesmas oder sein Konzept des 'Offenen Lebens' werden inhaltlich vorweggenommen.