Zum zweiten Mal hat die Forschergruppe am Lehrstuhl für Westslawische Sprachen im Institut für Slawistik der Humboldt-Universität zu Berlin eine interdisziplinäre Tagung im Rahmen ihres Forschungsprojekts organisiert (4.–7. Oktober 2011), diesmal mit dem Schwerpunkt „Wortsemantik im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und (Re)Sakralisierung öffentlicher Diskurse“. Der vorliegende Sammelband präsentiert Beiträge der zweiten Berliner Tagung, die in das brisante Diskussionsfeld um die Relation Sprache – Religion – Politik einsteigen. Es hat sich auch diesmal bestätigt, wie fruchtbar eine Begegnung verschiedener Fächer und Sprachen sein kann. Die Dialektik der Säkularisierung (die ja auch ihre Kehrseite in Form einer Art ‘Sakralisierung’ bestimmter Sprechakte hat) wurde hier aus Sicht der Slawistik (Sprach- und Literaturwissenschaft, Onomastik), Germanistik, Theologie und Medienanalyse beobachtet und beschrieben. Der Terminus Säkularisierung wird wertneutral verstanden als eine allmähliche Ausgliederung der Kultur, des Alltags und schließlich der Sprache aus dem religiösen Überlieferungszusammenhang, was sich in der Individualisierung, Entmythologisierung, aber auch Folklorisierung und Profanisierung des Glaubens niederschlägt. All das hat Folgen auch für die „weltliche“ Kommunikation, was hier am deutschen, polnischen, slowakischen und tschechischen Material veranschaulicht wird.