Die vom Menschen bewohnte Welt hat sich der Überzeugung vieler Kulturen zufolge aus dem Wasser herausgebildet. Das Wasserreich ist als Sphäre des Ursprungs zugleich vertraut, die Heimat aller Lebewesen, eine Sphäre der Fruchtbarkeit und des Lebens. Allerdings gilt es auch als Inbegriff einer Fremde, die in spannungsvollen und feindseligen Beziehungen zur heimatlichen Lebenswelt auf dem Lande steht. Vor allem das Meer hat immer schon eine Herausforderung durch das Unvertraute dargestellt. Die Beiträge des vorliegenden Bandes gelten verschiedenen Semantisierungen der Wasserwelt in kulturhistorischen und literarischen Kontexten. Sie rücken insbesondere spezifische Figurentypen und Wasserwelten in den Blick und arbeiten deren poetologisch-reflexive Dimension heraus. Philosophischen Konzeptualisierungen des Wassers und des Flüssigen bilden eine erste Gruppe, um Wasserthemen und Identitätskonstruktionen geht es in einer zweiten Serie von Texten; das Wasser im Kontext der Poetiken moderner Autoren wird in einer dritten behandelt, Wasser und Weiblichkeitskonzepte in der vierten, Gewässer besonderer Art wie Aquarien und Stauseen in der fünften.