Die epistemologische Wende der Renaissance gründet unweigerlich auf Institutionen und Organisationsformen von Wissen, die sich als stabil gerieren. Sie modifizieren ihre Mechanismen nur in langsamen Umwälzungsprozessen, die einer anderen Zeitlichkeit folgen als die Programm- und Kontroversschriften. So bleibt die in der Scholastik ausgeprägte Disputation weiter ubiquitäre und zugleich ephemere Verhandlungsform von Wissen, die Dialektik weiterhin neben der neu aufstrebenden Rhetorik verbindliche Argumentationslehre.


Anita Traninger geht der Frage nach, in welcher Weise die Disputation die Herausbildung der von Humanisten präferierten Gattungen des theoretischen Diskurses prägte, allen voran der Deklamation und des Dialogs. Sie leistet damit einen dezidiert literaturwissenschaftlichen, komparatistisch angelegten Beitrag zur Wissensgeschichte der Vormoderne.