'Schon vor vielen Jahren war Anna Henriette Kamrath, eine kleine, sehr hagere Dame von neunundsiebzig Jahren, gestorben, zumindest teilweise. Eine klare Angabe, wann das geschehen war, lässt sich nicht machen. Es war nicht von ihr beabsichtigt gewesen.' Anna Henriette ist noch ein Kind, als ihr Bruder Paul in den 1930er-Jahren verschwindet. Zunächst in ein Heim, dann für immer. Paul war anders als die anderen Kinder. Jahrzehnte später kreuzen sich die Wege der Lehrerin Clara, des Musikers Hannes und des Jugendlichen Viktor in dem kleinen Ort, in dem Anna Henriette mittlerweile lebt. Sie erfahren von dem Schicksal des Jungen – und beschließen, es der Vergessenheit zu entreißen … Behutsam nähert sich Heide Eickmann mit ihrer Novelle dem Thema Kinder-Euthanasie während der NS-Zeit und damit einem lange unbeleuchteten Kapitel deutscher Geschichte.