Die Idee eines erziehenden Gemeinschaftslebens gab es sowohl in der deutschen als auch in der amerikanischen Hochschuldebatte des 19. Jahrhunderts. Nach 1945 wurden in vielen westdeutschen Universitäten Kollegienhäuser eingerichtet, in denen die Studierenden zusammenleben und allgemeinbildend erzogen werden sollten. Die westlichen Alliierten unterstützten diese Universitätsreform-Projekte, da sie hofften, damit ein demokratisches Fundament bei den Studierenden zu schaffen. Die letztlich gescheiterten Bestrebungen für eine Erziehungsfunktion der Universität speisten sich aus einer spezifisch deutschen Gemeinschaftsidee einer älteren Professorengeneration, zu der es schon in den 1960er Jahren kaum noch Zustimmung gab.


Der Autor stellt die Entwicklungslinien der Kollegienhausidee bis zu den Reformbestrebungen nach 1945 dar, deren Akteure und Positionen er detailliert analysiert. In vier Fallbeispielen an westdeutschen Universitäten untersucht er den Transfer amerikanischer College-Modelle in die Debatte bis in die 1960er Jahre.